Vorschau - Termine
Liebe Café Littéraire-Familie
Am Donnerstag, 1. Juni, findet von 18:30 bis 19.45 Uhr in der Buchhandlung
Schreiber das nächste Café Littéraire statt.
Wir diskutieren über folgende Bücher:
Milena Michiko Flasar
Oben Erde, unten Himmel
»Alleinstehend. Mit Hamster«, so beschreibt sie sich selbst. Suzu lebt in
einer japanischen Großstadt. Unscheinbar. Durchscheinend fast. Der neue
Job aber verändert alles. Ein umwerfender Roman über Nachsicht,
Umsicht und gegenseitige Achtung.
Herr Ono ist unbemerkt verstorben. Allein. Es gibt viele wie ihn, immer mehr. Erst wenn es wärmer wird, rufen die Nachbarn die Polizei. Und dann Herrn Sakai mit dem Putztrupp, zu dem Suzu nun gehört. Sie sind spezialisiert auf solche Kodokushi-Fälle. »Fräulein Suzu«, wie der Chef sie nennt, fügt sich widerstrebend in die neuen Aufgaben. Es braucht dafür viel Geduld, Ehrfurcht und Sorgfalt, außerdem einen robusten Magen. Die Städte wachsen, zugleich entfernt man sich voneinander, und häufig verschwimmt die Grenze zwischen Desinteresse und Diskretion. Suzu lernt schnell. Und sie lernt schnell Menschen kennen. Tote wie Lebendige, mit ganz unterschiedlichen Daseinswegen. Sie sieht Fassaden bröckeln und ihre eigene porös werden. Und obwohl ihr Goldhamster sich neuerdings vor ihr versteckt, ist sie mit einem Mal viel weniger allein. Milena Michiko Flašar hat eine frische, oft heitere Sprache für ein grosses Thema unserer Zeit gefunden. Und sie hat liebenswert verschusselte Figuren erschaffen, die man gern begleitet. Ein unvergesslicher, hellwacher Roman über die ›letzten Dinge‹.
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Martin Suter
Melody
In einer Villa am Zürichberg wohnt Alt-Nationalrat Dr. Stotz, umgeben von Porträts einer jungen Frau. Melody war einst seine Verlobte, doch kurz vor der Hochzeit – vor über 40 Jahren – ist sie verschwunden. Bis heute kommt Stotz nicht darüber hinweg. Für die Ordnung des Nachlasses stellt der alte Herr einen Studenten ein, der diesen Job dringend braucht. Nach und nach stellt sich Tom die Frage, ob Dr. Stotz wirklich ist, wer er vorgibt zu sein.
Im Gespräch mit Martin Suter:
Was verraten Sie uns über Ihren neuen Roman, was nicht im Klappentext steht?
Ich sage ja stets, dass ich Geschichten mit einem Geheimnis schreibe. Diesmal stimmt das nicht. Melody ist eine Geschichte mit vielen Geheimnissen.
„Tempus fugit, amor manet. – Die Zeit vergeht, die Liebe bleibt.“ Ein Zitat, welches uns in Ihrer Geschichte begegnet und berührt. Was steckt dahinter?
Es ist der Wahlspruch, den der alte Dr. Stotz auf der Fassade seiner Villa anbringen ließ. Er gilt seiner großen Liebe Melody, die er verloren und von da an sein ganzes Leben gesucht hat.
Welche Frage, die Ihnen noch in keinem Interview gestellt wurde, möchten Sie gern beantworten?
„Wie geht es Ihnen?“
„Danke, gut.“
»Martin Suter gilt als Meister einer eleganten Feder, die so fein geschliffen ist, dass man die Stiche oft erst hinterher spürt.« Monika Willer / Westfalenpost Westfalenpost
Langzeit Projekt für Juni
In Brachland, 1980 erstveröffentlicht, knüpft Christoph Geiser nahtlos an das in „Grünsee“ begonnene autobiographische Narrativ an und rückt den »Zerfall der Familie« nun vollends in den Mittelpunkt, weshalb bald von den »Basler Buddenbrooks« die Rede war. Brachland kann mit Recht als einer der herausragenden Familienromane der Schweizer Literatur bezeichnet werden. Am schillernden Beispiel seiner baselbernischen Herkunftsgeschichte legt der Ich-Erzähler Stück für Stück die sowohl Heuchelei und Verdrängungsmentalität als in vielerlei Hinsicht auch Lieb- und Leblosigkeit kaschierende Fassadenhaftigkeit des Großbürgertums kompromisslos bloß. Geiser kommt dabei ohne die Geste der pathetischen, unversöhnlichen Abrechnung aus. Was für den Text einnimmt, sind gerade die minutiös gestalteten und bei aller Kritik an der schier einschnürenden Enge des bürgerlich-liberalen Elternhauses stets liebevollen Figurenzeichnungen sowie der melancholisch-reflektierte Ton. Brachland ist der große Roman einer kontinuierlichen Entfremdung und einer paradoxerweise geteilten Einsamkeit, der sprachlich gewandt von erstickendem innerfamiliärem Schweigen und insbesondere der schmerzhaften Nicht-Beziehung zwischen Vater und Sohn erzählt.
Das nächste Café Littéraire findet am Donnerstag, 1. Juni, statt.
Termine der Café Littéraires:
2023
- 1. Juni
- 29. Juni