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Unerhörte Stimmen

Hanna Bervoets
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Nach einem grossen Fest schauen wir alle etwas schuldbewusst zu, wie die Müllmänner die Berge von leeren Flaschen, Dosen und Plastikmüll beseitigen. An manchen Orten in der Stadt arbeiten sich die Müllmänner täglich durch den Dreck, den die Vergnügungsgesellschaft in der Nacht zurückgelassen hat. In diesem Buch geht es um die Müllmänner und -frauen, die den Dreck aus dem Netz entfernen. Kayleigh und ihre Kollegen prüfen Beiträge, Bilder und Kommentare in einem sozialen Netzwerk. Manche Beiträge entfernen sie. Fiktiv daran ist nur der Name des Netzwerks: Im Buch heisst es «Hexa». Die verstörenden Bilder, Videos und Texte sind dagegen real: So geht es tatsächlich zu im so genannt sozialen Raum des Netzes. In ihrem Roman beschreibt Hanna Bervoets, wie die Welt in den Köpfen von Kayleigh und ihre Kollegen aus den Fugen gerät, weil sie jeden Tag den geistigen Müll der Gesellschaft wegputzen.

 

 


 

 

Hunger

Andreas Stichmann
Eine Liebe in Pjöngjang

 

Claudia ist sich bewusst, dass sie mit ihrer Delegation nicht das wahre Nordkorea sehen wird, sondern ein Theaterstück, das für sie aufgeführt wird. Ein Theaterstück, in dem Menschen glückliche Nordkoreaner spielen, vorgeführt von speziell ausgewählten Menschen. Eine dieser Auserwählten ist Sunmi. Die junge Frau ist Germanistin, sie hat eine Doktorarbeit geschrieben über die deutsche Romantik. Sie wird Claudia Aebischer als Dolmetscherin und Fachbegleiterin zugeteilt. In Wahrheit arbeitet sie für den Geheimdienst der Demokratischen Volksrepublik Korea. Sunmi erhält den Auftrag, Vertrauen und Nähe zu der deutschen Frau aufzubauen. Sunmi erhält dafür schöne Kleider zur Verfügung gestellt und sogar ein Mobiltelefon. «Umschmeichelnder Begleitservice» heisst diese Art von Auftrag. Es ist nicht das erste Mal, dass Sunmi das macht. Sie hat anlässlich der Begleitung von Diplomaten schon Kleidung zur Verfügung gestellt bekommen. Aber das waren Männer gewesen. Zum ersten Mal wird Sunmi auf eine Frau angesetzt. 

  

 


  

Unerhörte Stimmen

Ferdinand von Schirach
Nachmittage

 

Wer etwas auf sich hält in New Ross, County Wicklow, und es sich leisten kann, lässt seine Wäsche im Kloster waschen. Doch was sich dort hinter den glänzenden Fenstern und dicken Mauern ereignet, will in der Kleinstadt niemand so genau wissen. Denn es gibt Gerüchte. Dass es moralisch fragwürdige Mädchen sind, die zur Busse Schmutzflecken aus den Laken waschen. Dass sie von früh bis spät arbeiten müssen und daran zugrunde gehen. Dass ihre neugeborenen Babys ins Ausland verkauft werden. Der Kohlenhändler Billy Furlong hat kein Interesse an Klatsch und Tratsch. Es sind harte Zeiten in Irland 1985, er hat Frau und fünf Töchter zu versorgen, und die Nonnen zahlen pünktlich. Eines Morgens ist Billy zu früh dran mit seiner Auslieferung. Und macht im Kohlenschuppen des Klosters eine Entdeckung, die ihn zutiefst verstört. Er muss eine Entscheidung treffen: als Familienvater, als Christ, als Mensch. Mit wenigen Worten erschafft Claire Keegan eine ganze Welt. Auf unnachahmliche Weise erzählt Kleine Dinge wie diese von Komplizenschaft und Mitschuld, davon, wie Menschen das Grauen in ihrer Mitte ignorieren, um in ihrem Alltag fortfahren zu können – davon, dass es möglich ist, das Richtige zu tun.